Es stand von Anfang an fest – es gibt diesen einen Weg, oder keinen.
Lombok, eine kleine Nachbarinsel von Bali, Indonesien. Ich befinde mich mit meiner Verlobten auf Weltreise. Im Dezember 2019 sind wir für 10 Tage zu Gast auf dieser wunderschönen Insel, die das Zuhause von ca. 3,3 Millionen Menschen ist. Abseits der Touristenpfade erkunden wir die Insel täglich mit dem gemieteten Roller, staunen über kleine und größere Tempelanlagen, versteckte Dörfer und gewaltige Natur.
Pünktlich zu jeder Dämmerung verändert sich die Insel und insbesondere die Umwelt hier. Mit der untergehenden Sonne wird die Luft endlich kühler. Durchatmen – weit gefehlt. Überall werden in den Abendstunden kleine und größere Feuerstellen entzündet. Die Luft ist geschwängert von Qualm und beißendem Gestank.
Wenn Innovation auf Geschichte trifft
Unsere Unterkunft dort ist ein kleines Juwel inmitten eines kleinen Dorfes. 4 wunderschöne Hütten mit Strohdach und kleinem Pool. Die Bewohner des Dorfes sind größtenteils für irgendeine Aufgabe hier verantwortlich. Küchenhelfer, Rollerservice, Wäscherei, Gärtner – wir lieben dieses Konzept und diesen Ort. Und hier treffen wir Didik, einen Indonesier in seinen frühen Zwanzigern. Er ist abends für die Gäste verantwortlich und hält nachts Wache. Wir führen tolle Gespräche mit ihm und trauen uns auch an die kritischen Themen: Woher kommt der alltägliche, abendliche Qualm?
Didik muss nachdenklich schmunzeln. Er erklärt uns, dass es das hier schon immer gibt. Die Einwohner verbrennen Ihren Müll. Früher, gar nicht lange her, waren dies hauptsächlich Küchenabfälle und Pflanzenbestandteile. Heute wird es immer noch so gemacht, allerdings hat sich die Art des Mülls dramatisch verändert. Früher wurden Einkäufe frisch gekauft, Zuhause alles selbst zubereitet. Die Straßenimbisse gab es auch zu dieser Zeit schon, da wurde dann einfach alles in Bananenblätter gewickelt.
Langsam verstehen wir. Es stellt sich sehr schnell heraus, dass die Industrie einfach überall ihre Produkte anbietet, natürlich auch hier auf Lombok. So kommt also nicht nur das Produkt an einen Ort, sondern auch die Verpackung. Und die Verpackungsindustrie wiederum verkauft auch die To-Go Verpackungen an die Menschen hier. Und die machen mit dem „neuen“ Müll genau das, was sie vorher schon gemacht haben: Sie verbrennen ihn oder werfen ihn irgendwo in die Natur. Nicht aus Ignoranz. Sondern als Ergebnis einer Alternativlosigkeit.
Didik ist ein junger Mann mit einem Schulabschluss und will bald Lehrer werden. Er weiß, worauf es in Zukunft ankommen wird. Er erklärt uns, dass viele Einheimische kein Problem mit dem Zustand hier haben, denn sie wissen nicht, dass brennender Müll und vor allem der entstehende Qualm gefährlich ist. Weil sie es schon immer so tun. Und weil ihnen niemand sagt, was sie da eigentlich verbrennen und welche gesundheitlichen Folgen es haben kann. Es wird also darauf ankommen, dass jedes Kind dies in Zukunft wissen muss. Oder Alternativen bekommt.
David gegen Goliath – warum sich dieser Kampf lohnt
Coca-Cola war während unserer gesamten Reise ein unglaublich beängstigendes Phänomen. Und Langnese. Und Oreo. Und viele andere. Klar wird es uns spätestens im März 2020 auf dem Weg zu den Wolkenmenschen in Chachapoyas, Peru. Mitten im Nirgendwo gibt es einen Kühlschrank mit Coca-Cola, daneben eine Kühltruhe mit Langnese-Eis. Und natürlich Oreo-Kekse. Diese 3 Produkte wird man wohl in den meisten Ländern der Erde finden. Und die Leute kaufen diese Produkte. So wie bei uns in Deutschland und Europa. Ist das ein Problem? Jein. Ein Gedankenspiel.
Gäbe es einen Unterschied, wenn Oreo oder Langnese vom ersten Tag an die Verantwortung übernommen hätten, auf Plastik zu verzichten?
Ich sage: Ja.
Beide hätten vielleicht nicht so viel Geld verdient, weil sie sich von Beginn an mit alternativen Verpackungskonzepten hätten beschäftigen müssen. Vielleicht wären sie nicht so schnell gewachsen, weil alternative Verpackungen in dem einen oder anderen Land zu Problemen geführt hätten. Aber sie hätten Verantwortung übernommen. Den Menschen gegenüber, der Natur gegenüber. Sich selbst gegenüber.
Wenn nun ein kleines Unternehmen auf Plastik verzichtet, kann dies Folgen haben. Vielleicht machen wir andere Produzenten aufmerksam, dass es anders geht. Vielleicht können wir unsere Kunden von den Verpackungen überzeugen. Vielleicht kaufen unsere Kunden deswegen nicht mehr von einem Unternehmen, welches in Plastikverpackungen produziert.
Wir möchten etwas bewegen, mit euch zusammen und für unsere gemeinsame Zukunft. Ob wir die Welt damit besser machen können? Wir wissen es nicht. Aber wir wissen, dass wir es so machen wollen – oder eben gar nicht.
Wenn Du weitere Informationen über Plastikmüll, wie zum Beispiel Endstationen unseres Mülls lesen willst, kann ich diese Quelle sehr empfehlen: Greenpeace – Endlager Umwelt


